Die User Experience, oder einfach UX genannt, ist der entscheidende Faktor dafür, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung von seinen Benutzern wahrgenommen wird. Trotz dieser Tatsache wird UX-Design bei der Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen oft nachrangig berücksichtigt. In vielen Fällen, bei denen man einen Schritt zurücktritt und ein Produkt genauer unter die Lupe nimmt, wird deutlich, dass das UX-Design auf die zugrunde liegende technische Struktur des Produkts zugeschnitten wurde. Gleichzeitig sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass die UX eine treibende Kraft bei der Strukturierung und Gestaltung des Produkts hätte sein müssen. Im Laufe der Jahre oder sogar Jahrzehnte ist es fast schon zu einer Kultur geworden, Produkte mit einer Fülle von Funktionen zu konzipieren und zu entwickeln, ohne sich eingehend mit den wirklichen Bedürfnissen und Wünschen der Benutzer auseinanderzusetzen.
Allerdings kündigt sich ein Wandel an. Auch wenn die Zeiten, in denen Entwickler ganz selbstverständlich auch die Bildschirme der Benutzeroberfläche entwarfen und diese oft mit Feldern aus der Backend-Datenbank füllten, weit hinter uns liegen, ist ein vollständiger Paradigmenwechsel hin zu einem benutzerzentrierten Produktdesign zunehmend die größte Herausforderung.
In den meisten Unternehmen gibt es mittlerweile spezielle Teams von UX-Designern. Aber wird ihr Potenzial auch voll ausgeschöpft? Weisen die Produkte die hohe UX-Qualität auf, die man von dedizierten Designteams naturgemäß erwartet? Fühlen sich die UX-Designer bei ihrer kreativen und innovativen Arbeit voll unterstützt?
Mit anderen Worten: Haben Sie ein erfolgreich arbeitendes, gut strukturiertes UX-Team, das zur Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte beiträgt, die von den Benutzern gerne genutzt werden? Zugegeben, das mag wie eine Utopie erscheinen, aber es gibt Möglichkeiten, dieser Utopie so nahe wie möglich zu kommen.
Ein besseres Verständnis der Herausforderungen von UX-Design-Teams
Eine häufige Herausforderung, mit der Manager von UX-Designteams konfrontiert sind, ist die niedrige Arbeitsmoral und Unzufriedenheit der Teammitglieder. Wenn Sie der Sache auf den Grund gehen, werden Sie feststellen, dass die Gründe dafür fast immer in der Strukturierung und dem Management des Unternehmens zu suchen sind. Zum Beispiel:
- Designer haben nicht das Gefühl, dass sie als gleichberechtigte Partner bei der Entwicklung eines Produkts sondern lediglich als Serviceteam behandelt werden.
- Designer werden oft zu spät in den Prozess eingebunden und haben bei der Gestaltung der UX wenig Mitspracherecht, sondern folgen einfach den Anweisungen anderer Teams.
- Da alle unter Zeitdruck stehen, werden Designer davon abgehalten, zu viele Fragen über das Produkt zu stellen.
- Wenn es Kritik an der Benutzeroberfläche gibt, werden die UX-Designer allein dafür verantwortlich gemacht, ohne die Einschränkungen zu analysieren, mit denen sie möglicherweise konfrontiert waren.
Kommt Ihnen das bekannt vor? In den meisten mittleren und großen Unternehmen werden mehrere Produkte und Dienstleistungen gleichzeitig von verschiedenen Teams entwickelt. UX-Designer werden solchen Projekten zugewiesen, die über das gesamte Unternehmen verteilt sind. Und so arbeiten einzelne Designer häufig als Einzelkämpfer an einem Projekt. Dies führt zu einem Mangel an Gemeinschaftsgefühl unter den Designern. Wenn sie mit Herausforderungen konfrontiert werden, wissen sie nicht, an wen sie sich wenden können. Und so kann es vorkommen, dass mehrere Designer in verschiedenen Projekten an demselben Problem arbeiten, was zu doppelter Arbeit und uneinheitlichen Lösungen führt. Zeitdruck ist eine Lebensrealität, die für alle gleichermaßen gilt. Dennoch können strukturelle Mängel angegangen und behoben werden, sodass alle, auch die Designer, einen positiven Beitrag zu einem Projekt leisten können.
Zentrale Rollen und Verantwortlichkeiten in einem Designteam
„UX-Design“ ist ein stark zusammengefasster Begriff, der zahlreiche Aspekte einer Benutzeroberfläche umfasst. Dementsprechend muss es innerhalb eines UX-Teams klar abgegrenzte Rollen geben, die jeweils für einen bestimmten Aspekt der UX verantwortlich sind und nahtlos zusammenarbeiten.
Researcher
Researcher werden schon früh in den Designprozess eines Produkts oder einer Dienstleistung einbezogen, indem sie eine Stichprobe potenzieller Anwender befragen, um deren Probleme und Anforderungen zu verstehen. Anschließend geben sie die erhobenen Daten an die anderen Mitglieder des UX-Teams weiter. Später im Prozess helfen sie dann bei der Bewertung und Messung der Effektivität des Designs.
UX-Designer
Ein UX-Designer entwirft ein Konzept für die übergreifende Interaktion des Produkts und erstellt dann einen Prototyp der interaktiven Benutzeroberfläche, der vor allem zeigt, wie ein Benutzer mit dem System interagiert und welche UI-Übergänge sich daraus ergeben.
Der UX-Designer übernimmt die Aufgabe, das Konzept in eine Designstruktur zu übersetzen.
Visueller Designer
Der visuelle Designer ist dafür verantwortlich, dass die visuellen Elemente vermitteln, wie das Produkt oder die Dienstleistung funktioniert. Diese Person arbeitet mit der Farbpalette und den UI-Elementen, um eine visuelle Sprache zu entwickeln, die dem Benutzer erklärt, was er zu tun hat.
Informationsdesigner
Informationsdesigner sind für die sprachlichen Aspekte der Benutzeroberfläche wie Beschriftungen, Info-Tipps und Antwortmeldungen sowie für die Informationsarchitektur der im Produkt oder Dienst dargestellten Inhalte verantwortlich. Sie gewährleisten die Lesbarkeit, Vorhersehbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Inhalte.
UI-Designer
Mithilfe der Arbeit der oben genannten Rollen können die UI-Designer alle erforderlichen Elemente (Bildschirme, Abschnitte, Steuerelemente usw.) detailliert ausarbeiten.
Frontend-Ingenieur
Frontend-Ingenieure erstellen voll funktionsfähige Benutzeroberflächen auf der Grundlage des von den oben genannten Teammitgliedern erstellten Designs.
Führungskräfte und Managementrollen
Abgesehen von den Rollen der einzelnen Mitwirkenden hat ein Designteam auch einige spezifische Führungs- und Managementrollen.
Designarchitekt
Designarchitekten zeichnen sich durch folgendes aus:
- Sie verfügen über umfassende Kenntnisse der Gestaltungsprinzipien und wie man sie anwendet.
- Sie denken konzeptionell und erstellen konzeptionelle Modelle eines Entwurfs.
- Sie sind sich der projektübergreifenden Designaktivitäten bewusst.
- Sie verwalten ein gemeinsames Repository mit Bausteinen.
- Sie agieren als Fürsprecher und Mentoren für Designer.
Design Lead
Design Leads zeichnen sich durch Folgendes aus:
- Sie verwalten und moderieren Designprozesse.
- Sie führen und unterstützen Designer bei ihrer täglichen Arbeit.
- Sie sind Entscheidungsträger in verschiedenen designbezogenen Situationen.
Design Manager
Design Manager zeichnen sich durch Folgendes aus:
- Sie sind für alle Aspekte des Personalmanagements in einem UX-Team verantwortlich.
- Sie kümmern sich um administrative Aufgaben wie Budgetierung und Schätzungen.
Prozesse und Arbeitsabläufe für Designteams
Neben klaren Rollen und Zuständigkeiten sind sinnvoll entwickelte Prozesse und Arbeitsabläufe unerlässlich, die Designer bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen und ihnen helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Auch wenn sich die Prozesse und Arbeitsabläufe von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden, müssen sie auf einer übergeordneten Ebene die folgenden Faktoren berücksichtigen:
- Zusammenarbeit zwischen Designern
- Gleichberechtigte Partnerschaft mit der Produktentwicklung
- Verantwortlichkeiten
- Objektive Bewertung und Reviews
Zusammenarbeit zwischen Designern
Zusammenarbeit ist wichtig, um Wissen zu teilen, Doppelarbeit zu vermeiden, an gemeinsamen Problemen zu arbeiten, einheitliche Lösungen zu finden, Best Practices einzuführen, Hilfe zu erbitten und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu bekommen. Als UX-Manager können Sie Maßnahmen ergreifen, um die Zusammenarbeit zwischen Designern zu fördern. Arrangieren Sie zum Beispiel ein regelmäßig stattfindendes Design-Meeting, bei dem Designer, die unternehmensweit an Projekten arbeiten, zusammenkommen. Mit einer klar festgelegten Tagesordnung kann ein solches Meeting zu verschiedenen positiven Ergebnissen führen. Eine anderer Ansatz ist, Designer aus verschiedenen Projekten regelmäßig in einem „Designstudio“ zusammenzubringen, um Designaktivitäten durchzuführen.
Gleichberechtigte Partnerschaft mit der Produktentwicklung
Wenn das Designteam nicht als bloßer Dienstleister, sondern als gleichberechtigter Partner bei der Entwicklung eines Produkts behandelt wird, können die Ergebnisse verblüffend sein. Designer, die an den Definitionsphasen eines Produkts beteiligt sind, können ihre einzigartige Perspektive einbringen. Wenn UX-Design ein gleichberechtigter Faktor im gesamten Produktdesign ist, entstehen wirklich benutzerorientierte Produkte, die zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen.
Wenn Sie in Ihrem Unternehmen eine Führungsrolle im UX-Designteam innehaben, sollten Sie Initiativen ergreifen, um Ihre Teammitglieder bereits in den frühen Phasen der Produktentwicklung einzubeziehen. Entwickeln Sie übergreifende Prozesse mit der Zustimmung von Stakeholdern aus anderen Teams, sodass die Beteiligung von UX-Designern zum Standard wird. Identifizieren Sie die wichtigsten Mitglieder Ihres Teams, die gut in den Bereichen Forschung und Interviews sind, um die Perspektive der Benutzer zu verstehen. Diese Mitarbeiter sollten in den ersten Phasen eines Projekts eingebunden werden.
Verantwortlichkeiten
Verantwortlichkeit ist ein wichtiger Aspekt, der jede Disziplin professionalisiert. Design ist da keine Ausnahme. UX-Design ist eine hochkreative Aufgabe, aber ohne Verantwortlichkeiten werden Sie möglicherweise nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Als Mitglied der UX-Leitung müssen Sie sicherstellen, dass Sie über Prozesse verfügen, mit denen Sie den Fortschritt von Aktivitäten und den Abschluss von Maßnahmen verfolgen können. Darüber hinaus benötigen Sie Prozesse für Schätzungen, Reviews und Evaluierungen. Es ist wichtig, Ihr Team nicht mit zu vielen zeitaufwändigen Prozessen zu überfordern, sondern die Prozesse so zu gestalten, dass sie sich in die tägliche Routine der Designer einfügen.
Objektive Bewertung und Reviews
"Ungeprüfte Arbeit ist unvollendete Arbeit" ist ein guter Grundsatz, der nicht nur die Qualität der Designergebnisse sicherstellt, sondern auch böse Überraschungen vermeidet. Als UX-Führungskraft sollten Sie Reviews als Teil des Designprozesses mit klar definierten Zielen und Beteiligten einplanen. Legen Sie die Richtlinien für Reviews so fest, dass sie nicht zu subjektiven Auseinandersetzungen oder Kritikveranstaltungen werden, die zu Verbitterung und Enttäuschung unter den Designern führen. Außerdem sollten Sie sicherstellen, dass die Designer offen für objektives Feedback zu ihren Entwürfen sind, ohne dies persönlich zu nehmen. Es dauert eine Weile, bis sich alle an einen solchen Review-Prozess gewöhnt haben. Er mag entmutigend oder unangenehm erscheinen und auf den Widerstand der Teammitglieder stoßen. Als Führungskraft sollten Sie ihn jedoch so steuern, dass letztlich jeder die damit verbundenen Vorteile erkennen kann.
Kennzahlen zur Messung des Erfolgs Ihres Teams
Wenn Sie eine solide Struktur und eine Reihe umfassender Prozesse zur Unterstützung Ihres Designteams haben, dann erwarten Sie natürlich, dass alles gut läuft. Aber woher wissen Sie, ob Sie Ihre Ziele wirklich erreicht haben? Verwenden Sie Kennzahlen, um den Erfolg ihrer Designs zu bewerten. Verwenden Sie zusätzliche Team-Kennzahlen, um zu messen, wie das Team abgeschnitten hat und wie sich die einzelnen Mitglieder geschlagen haben. Denken Sie zum Beispiel daran, wie nah Ihre Schätzungen an den tatsächlichen Bemühungen lagen, wie die Endbenutzer die UX bewerten, wie die Stakeholder außerhalb des Designteams ihre Erfahrungen bewerten und vor allem, wie zufrieden Ihre Designer mit der Arbeit im Team sind. Wenn Sie diese Daten erheben, können Sie geeignete Anpassungen in der Struktur und den Prozessen vornehmen, um einen Kreislauf der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen.
Zusammenfassung
Ein Unternehmen, das Produkte oder Dienstleistungen mit hochwertigen UX-Designs anstrebt, benötigt ein Designteam mit hoch motivierten und zufriedenen Designern, deren Potenzial voll ausgeschöpft wird. Ein solches Designteam benötigt:
- Klar festgelegte Rollen und Verantwortlichkeiten
- Eine Reihe von Prozessen, um die Designer bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen
Sobald Sie diese Leitplanken eingerichtet haben, messen Sie den Erfolg Ihres Teams mit geeigneten Kennzahlen und nutzen die Ergebnisse zur kontinuierlichen Verbesserung.
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